Gespräch „Deutschland und die baltischen Staaten vom Kalten Krieg zur neuen Ära“ am 21.02.2022

Im Rahmen der Vortragsreihe „Ein Jahrhundert diplomatischer Beziehungen aus kulturhistorischer Perspektive“ laden wir Sie zu einem virtuellen Gespräch „Deutschland und die baltischen Staaten vom Kalten Krieg zur neuen Ära (zum neuen Europa)“ am Montag, dem 21. Februar 2022, um 18:00 Uhr ein. Das Gespräch wird von Kristina Spohr und Kaarel Piirimäe auf Deutsch geführt. Der Vortrag findet per Zoom statt. Die Teilnahme ist sowohl über die App als auch über den Internet-Browser möglich.

Um eine Zoom-Einladung zu erhalten, melden Sie sich bitte bis zum 20. Februar per E-Mail an: [email protected].

Zum Thema: „Deutschland und die baltischen Staaten vom Kalten Krieg zur neuen Ära (zum neuen Europa)“

Der Zerfall der sowjetischen Einflusssphäre und der Sowjetunion selbst eröffnete die Möglichkeit, eine neue Sicherheitsarchitektur in Europa auszuhandeln. Deutschland war zunächst das zentrale Objekt dieser Verhandlungen, aber zunehmend auch die Macht, die die Welt nach dem Kalten Krieg mitgestaltete. Ein freies und geeintes Deutschland war zweifellos das stärkste Land im Herzen Europas, und die Einbettung dieser Macht in einer neuen Weltordnung war eines der Hauptanliegen für viele Politiker*innen in Europa. Aus der Sicht der wieder aufstrebenden baltischen Länder war die zentrale Frage, inwieweit die Regierung von Helmut Kohl beim Aufbau konstruktiver Beziehungen zum neuen Russland die Interessen der kleineren Akteure berücksichtigen würde, oder ob Deutschland einen realpolitischen Kurs einschlagen und seine eigenen Interessen verfolgen würde, z.B. beim Abzug der russischen Truppen aus Ostdeutschland. Deutschland dürfe nicht glauben, dass es eine „direkte Autobahn von Bonn über Berlin nach Moskau” gebe, warnte Lennart Meri, der eine enge bilaterale deutsch-russische Zusammenarbeit auf Kosten der zwischeneuropäischen Staaten befüchtete. Die Beziehung zwischen Deutschland und dem Baltikum war somit Teil eines größeren Prozesses der Interessenabwägung Deutschlands zwischen der Einbindung Russlands in europäische Strukturen und der Wahrnehmung seiner historischen Rolle im östlichen Baltikum sowie seiner neuen Verantwortung als europäische Führungsmacht.

Kristina Spohr ist Professorin für Internationale Geschichte an der London School of Economics (LSE). Von 2018 bis 2020 hatte sie als erste Inhaberin die von AA und DAAD ­finanzierte Helmut-Schmidt-Ehrenprofessur am Henry A. Kissinger Center for Global Affairs an der SAIS-Johns Hopkins University in Washington D.C. inne, wo sie auch weiterhin als Senior Fellow tätig ist. Deutsch-Finnin von Geburt, hat sie an der University of East Anglia, Sciences Po Paris und der University of Cambridge studiert und ein Jahr lang im Büro des Generalsekretärs im NATO-Hauptquartier in Brüssel gearbeitet. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die internationalen Beziehungen und besonders die deutsche Außenpolitik seit 1945. Sie ist Autorin oder Herausgeberin von zahlreichen Büchern: 2004 veröffentlichte sie „Germany and the Baltic Problem after the Cold War: The Development of a new Ostpolitik, 1989-2000“; 2019 „Open Door: NATO and Euro-Atlantic Security After the Cold War“ und 2020 „The Arctic and World Order“. Auf Deutsch von ihr erschienen im Jahr 2016 „Helmut Schmidt. Der Weltkanzler“ und 2019 „Wendezeit. Die Neuordnung der Welt nach 1989“, welches 2020 von der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft (DGfP) mit dem Preis „Das politikwissenschaftliche Buch“ ausgezeichnet wurde.

Kaarel Piirimäe ist außerordentlicher Professor für Zeitgeschichte an der Universität Tartu und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Helsinki. Er promovierte 2009 an der University of Cambridge mit einer Arbeit über die drei großen Alliierten und die baltischen Staaten im Zweiten Weltkrieg (veröffentlicht 2014). Piirimäe hat mehrere Bände und Sonderhefte zur Geschichte der baltischen Staaten im 20. Jahrhundert herausgegeben. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen gehören ein Artikel über den Liberalismus und die Kleinstaaten, über Gorbatschows neues Denken und die Sowjetrepubliken sowie über Zeitkonzepte in Estlands Übergang von der Sowjetunion zur EU.

Information der Veranstaltung als pdf-Datei:

Deutschland und die baltischen Staaten vom Kalten Krieg zur neuen Ära – Enladung – 21.02.22