Estnische Literatur auf Deutsch

Häufig wurde die estnische Kultur aufgrund ihrer protestantischen Tradition eher wort- als bildbezogen betrachtet, und so erhielt die Literatur eine besondere Bedeutung, ja sogar eine bevorzugte Position gegenüber den anderen Kunstarten. In der heutigen kaleidoskopischen Literaturlandschaft findet man eine Vielfalt der Richtungen vor. Die Werke vom Grand Old Man der estnischen Literatur, Jaan Kross, in deren Mittelpunkt die Geschichte und das Schicksal des estnischen Volkes stehen, sind nach wie vor bekannt und beliebt. Ebenso wichtig ist das Schaffen des vielseitigen Prosaisten, Dichters, Essayisten und Übersetzers Jaan Kaplinski. In der Belletristik des letzten Jahrzehnts riefen die Werke von Tõnu Õnnepalu ein reges Echo hervor. In seiner Heimat ist Andrus Kivirähk zu einem der populärsten Schriftsteller geworden, der seinen Stoff aus der teilweise seltsamen Mythologie der Esten schöpft. Die Poesie der jungen Lyrikerin Kristiina Ehin ist in mehrere Sprachen übersetzt worden. Aktive estnische Jungpoeten haben sich in mehreren Gruppierungen zusammengeschlossen. Neben der muttersprachigen Literatur hat die übersetzerische Tätigkeit seit der neuen Unabhängigkeit sowohl bei der Vermittlung der klassischen schöngeistigen Literatur als auch bei den Basistexten zur Kulturgeschichte eine Schlüsselrolle übernommen.

Für Literaturinteressierte empfehlen wir das Werk von Cornelius Hasselblatt „Estnische Literatur in deutscher Übersetzung: Eine Rezeptionsgeschichte vom 19. bis zum 21. Jahrhundert”, erschienen im Harrassowitz Verlag im Jahre 2012, siehe Abbildung ganz unten.

Das Übersetzen der Bücher aus der estnischen in die deutsche Sprache schreitet schwungvoll voran. Zu den bedeutendsten Übersetzern der estnischen Literatur in die deutsche Sprache gehören Cornelius Hasselblatt und Irja Grönholm, als junger Übersetzer ist Maximilian Murmann hinzugekommen, der „Die Nacht der Seelen“ („Hingede öö“) von Karl Ristikivi ins Deutsche übersetzte.

Hervorzuheben wären der Verlag Kullerkupp (Carsten und Bettina Wilms), der 2017 gegründet wurde und dessen Schwerpunkt auf Übersetzungen der Kinderliteratur liegt und bei dem vier estnische Kinderbücher („Nein, so ist es nicht“ und „Jeder macht Kunst auf seine Weise“ von Kertu Sillaste, „Schneemanns Ludwigs größtes Glück“ von Leelo Tungal und Regina Lukk-Toompere sowie „Einen Tag ganz brav“ von Indrek Koff und Ulla Saar) erschienen, sowie der schweizerische Verlag Kommode, der 2017 „Das Höhlenvolk“ („Kooparahvas läheb ajalukku“) von Mihkel Mutt, 2018 „Pobeda 1946“ von Ilmar Taska und 2019 „Das Kind aus Glas“ („Klaaslaps“) von Maarja Kangro veröffentlichte.

Der Guggolz Verlag in Berlin veröffentlichte 2016 „Das Leben und die Liebe“ („Elu ja armastus“) von A. H. Tammsaare und 2019 „Die Nacht der Seelen“ („Hingede öö“) von Karl Ristikivi.

In den letzten Jahren erschienen auf Deutsch auch „Der Mann, der mit Schlangen sprach“ („Mees, kes teab ussisõnu”; Hobbit Presse) von Andrus Kivirähk und „Wikmans Zöglinge“ („Wikmani poisid“; Osburg Verlag) von Jaan Kross sowie das Buch „Schattenspiel” („Varjuteater”; Wallstein Verlag) von Viivi Luik.

Estland ist seit Jahren mit einem Stand auf der Frankfurter Buchmesse und der Leipziger Buchmesse vertreten, wir empfehlen Ihnen einen Besuch, um einen Blick in die Literaturlandschaft Estlands zu werfen.

Für weiterführende Informationen lohnt sich ein Blick auf die Website des Informationszentrums der estnischen Literatur, auf der alle Übersetzungen aus dem Estnischen ins Deutsche mit einem illustrierenden Coverbild des Buches aufgeführt werden und eine Suche u.a. nach dem Erscheinungsjahr möglich ist:

http://estlit.ee/elis/?cmd=search

Estonian Literature Centre
Eesti Kirjanduse Teabekeskus
Sulevimägi 2-5, 10123 Tallinn, Estland
www.estlit.ee

Wir wünschen Ihnen beim Stöbern viel Freude!